«Wir haben ihn!»
Saddam gefasst
BAGDAD – «We got him!» Mit diesen Worten eröffnete US-Zivilverwalter Paul Bremer die Pressekonferenz in Bagdad und bestätigt damit die Verhaftung von Saddam Hussein.
«Das ist ein grosser Tag in der Geschichte Iraks», sagte Bremer. «Der Tyrann ist ein Gefangener.» Darauf brach im Saal Jubel aus. Die US-Behörden zeigten ein Video von einer medizinischen Untersuchung des gestürzten Staatschefs in Gefangenschaft. Irakische Journalisten forderten in der Konferenz, Saddam solle vor irakischen Gerichten der Prozess gemacht werden.
Monatelang hatten die US-Truppen alles daran gesetzt, Saddam Hussein zu finden. Kurdische Peschmerga-Kämpfer und amerikanische Soldaten haben den ehemaligen Staatschef gestern um 20 Uhr Ortszeit in seiner Heimatstadt Tikrit aufgestöbert. Der irakische Politiker Ahmad Tschalabi: «Sie haben Saddam aus einem Keller geholt, in dem er sich versteckt hatte.»
Der irakische Ex-Diktator, der einen grau-weiss melierten Bart trug, soll kooperativ gewesen sein. Ein Sprecher von Tschalabi berichtete noch, dass sich Saddam in einem 2,5 Meter breiten Erdloch in seinem Kellerversteck zu verstecken suchte. «Die amerikanischen Soldaten mussten Schaufeln einsetzen, um ihn auszugraben». Es fiel kein einziger Schuss bei der Operation «Red Dawn» (Morgenröte).
Den eindeutigen Beweis für Saddams Identität haben die US-Truppen offenbar auch schon. Eine Sprecherin des Irakischen Nationalkongresses sagte dem arabischen TV-Sender Al-Dschasira: «Wir sind zu 100 Prozent sicher, dass er es wirklich ist. Es wurde bereits ein DNA-Test durchgeführt.» Der irakische Verwaltungsrat teilte in einer Erklärung mit, Saddam Hussein stehe unter schwerer Bewachung und befinde sich an einem geheimen Ort.
Berichte über Saddam Husseins angebliche Verhaftung hatte es schon oft gegeben. Bisher war der 66-jährige entmachtete irakische Dikator den US-Truppen aber immer entkommen. Für die USA bedeutet seine Verhaftung endlich eine Chance für eine friedlichere «Nach-Saddam-Ära». Zum einen könnte die unehrenhafte Festnahme von Saddam (der Tyrann starb nicht im Kampf) den Widerstand schwächen, zum anderen könnte dieser Erfolg auch Bushs Chancen für eine Wiederwahl im November 2004 erhöhen.
Tony Blair sagte, mit der Festnahme von Saddam Hussein verschwinde endlich der «Schatten» einer möglichen Rückkehr. Ausserdem ergebe sich nun die Gelegenheit, dass Saddam vor irakischen Gerichten der Prozess gemacht werde, zitierte der britische TV-Sender «Sky News» Blair.
Im Irak verbreitet sich die Nachricht im Eiltempo. Viele Iraker reagierten mit Hupkonzerten, Freudenschüssen und Strassentänzen auf die Nachricht. «Wir feiern das, als wäre es eine Hochzeit,» sagte ein Bewohner Kirkuks. «Wir sind diesen Kriminellen endlich los.»
Kommentar